Live! Aus dem Land ohne Netz

Juchuuuuuuuuuu Internet! Man(n) moege mir zunaechst verzeihen, dass ich erst jetzt schreibe, weiters dass es wieder 2 Wochen dauern wird, bis die naechsten Zeilen folgen werden. Zunaechst einmal: mir geht es gut. Fuer alle, die gleich nach dem Menue-Plan gefragt haben –> ich habe mehr als genug zu essen *grins* Die letzten beiden Wochen waren recht anstregend und unternehmensreich fuer unsere 8-koepfige Gruppe. Wir haben alle Projekte angesehen und dokumentiert, sind x km gefahren, eine Holper-Strecke nach der anderen, sodass jetzt alles wieder an seinem Platz sitzt.

Nach 2 Wochen Internetentzug habe ich heute eine 2,5-Stunden-Fahrt mit Father Duma (dem Orts-Pfarrer in Mdabulo –> findet sich auch auf Google Earth) hinter mir… one-way versteht sich. Er hat mich jetzt mal im Internet-Cafe abgesetzt und ich hab ihn gebeten, dass ich den ganzen Tag hier sein kann *hihiihii* dann wieder 2,5 h Fahrt retour und bis zum Abendessen zu Hause.

IMG_0076.JPG

Die naechsten Wochen wird mich wohl die Filmerei auf Trab halten. Ausserdem soll noch ein Handbuch fuer die umliegenden Landwirte erstellt werden, die mit Hannes Rauch (einer der Projektleiter) einen 3-taegigen Workshop hatten. Mit Mr. Fidelis werde ich hier gut aufgestellt sein, mit ihm in die Doerfer gehen und den Text auf Kisuaheli abgleichen.  A propose: mein ‘Kisu’ hat das Baby-Alter noch nicht ueberschritten, von wegen “hier, da, Papa, wer, gute Nacht, offen, verpacken…” Aber mit dem Woerterbuch warmes Wasser zum Duschen zu fragen ist auch ganz interessant.

Leider sind die technischen Gegebenheiten viel schlechter, als erwartet. Da kann es gut sein, dass man 18 Min. auf die Startseite von Explorer hofft, sich dann bei GMail anmeldet und der Computer abstuerzt. Aber heute scheine ich Glueck zu haben. Notfalls koennen der Film und das Handbuch in V fertiggestellt werden, auch wenn das nicht Sinn der Sache war. Aber einen Plan B zu haben reicht fuer’s erste.

Hannes hat sich fuer mich eingesetzt und die hier ansaessige ‘Maenner-Welt’ informiert, dass Frau Loretz tw. maennliche Rechte hat *gg* sprich, ich darf Auto fahren, darf im Priester-Haus bleiben, kann ausser Haus gehen ohne mich abmelden zu muessen etc. Wow, oder? Da fuehlt man sich doch gleich wieder ein wenig juenger!

Klimatechnisch ist’s wie im Montafon ;o) Wenn die Sonne weg ist s..kalt und waehrend des Tages angenehm warm. Mdabulo liegt wunderschoen auf einem Plateau, mit weiter Sicht ueber das ganze umliegende Land. Werde versuchen Fotos auf die Site zu stellen… bald.

Euch allen ganz liebe Gruesse, einen dicken Hug und ich freue mich auf Eure Kommentare, Infos etc.

Kwa Heri

Besuch der 14 Waisenkinder in einer der 19 Schulen

Die 14 SchülerInnen werden einzeln fotografiert und es wird genau dokumentiert bei wem sie leben, wie ihre Familienverhältnisse sind.  Wir besuchen das Zuhause von 4 der Kinder. Dabei stoßen wir auf verheerende Verhältnisse:  In einem der Häuser – obwohl groß gebaut, weil der Vater damals Soldat war und genügend Geld nach Hause brachte – zeigt das Mädchen stolz, dass sie auf Matratzen schlafen (können). Beim zweiten Mal hinsehen, entdecke ich jedoch “Mäusegagel”. Plötzlich flitzt ein “Etwas” quer durchs Zimmer. Da ist’s gewiss: keine “Mäuse- sondern Rattengagel”.

41.JPG42.JPG43.JPG

Die Waisen bekommen durch das Projekt Seife, Petroleum für die Lampen, Schulunterlagen, Schulbekleidung und das Schulgeld gestellt.

Herma und Ida haben beide von Zuhause aus eine Zusage für eine Unterstützung in Form einer Patenschaft von je einem der Waisenkinder. Für diese beiden ist nun auch eine Schulbildung möglich. Vom Projekt konnten ursprünglich nur 11 Kinder unterstützt werden. Aber es gab insgesamt 14 dringende “Fälle”; wer kann da entscheiden, wer Unterstützung notwendiger hat… Auch das Komitee war sich hier nicht schlüssig. Schließlich hat auch Brigitta für ein Kind privat beigesteuert.

44.JPG

Im Anschluss besuchen wir Ludilo – ein Ort der nur aus Kindern zu bestehen scheint! Hier hat Emil Nachbauer zugesagt, den Bau eines Kindergartens zu finanzieren. Wo jetzt noch Steine liegen, wird binnen der nächsten Tage angefangen werden, das Fundament in der bergigen Region zu legen. Die Baumeister und die Kinderbetreuung werden von der örtlichen Bevölkerung übernommen. Ich freu mich jedenfalls schon auf den 2,5 Stunden-Marsch um nächste Woche mal nachzusehen, ob schon angefangen wurde. Denn das “morgen” ist hier überaus dehnbar.

In Mdabulo angekommen setzen sich Hannes, Gertrud, Brigitta und Father Duma noch bis 01:00 h morgens zusammen um alle Belege abzurechnen. Das Projektteam ist sehr zufrieden: Father Duma hat genau Buch geführt und die Belege stimmen mit den Ausgaben überein. Wichtige Punkte dabei sind die Kosten für die Waisen, die ja mit Seife, Petroleum und die notwendigen Schulmaterialien versorgt werden. So ist zumindest das Notwendigste abgedeckt.

Adoption

Am nächsten Morgen besichtigen wir die Pferdestallungen, die wunderschön angelegten Gärten, die  eigenen Schreinerei, die professionelle Näherei, den Kindergarten und “die Babystation” des Klosters. Die Babys werden bis sie 2 Jahre alt sind aufgepeppelt, danach werden sie zur Adoption freigegeben. Allerdings “endet” es meist so, dass sie zu Verwandten kommen, denn Adoption wird nicht besonders vorangetrieben von den Behörden.

Beeindruckend, was die Mönche da unten aufgestellt haben! Witzig war auch, dass einer der Mönche einen Golden Red Riever hatte. Die Afrikaner sehen Hunde eigentlich nur als Wachinstrument, nicht als “besten Freund des Menschen”. Dass ich also den Hundi fast abgeschmust habe, hat eine ganze Herde an jungen Zuschauern angelockt! Da standen dann also 4 Schulklassen und haben dies mit großen Augen verfolgt.

40.JPG

Es war einfach zu verlockend – der Mönch und Hundebesitzer hat dann auf Kisuaheli gesagt, er solle die Kids fassen. Großes Gebrüll und eine Rauchwolke waren die Folge.

Wasserprojekt & Orangenplantage

Nach einem gründlichen Moskito-Biss-Check besichtigen wir das Wasserprojekt, welches von der Vorarlberger Landesregierung unterstützt wurde. Beeindruckend, wie hier mit den einfachsten Mitteln gearbeitet wurde, damit die finanziellen Zuwendungen auch ausreichen: Das Wasser wird von einem Bach abgeleitet und in 3 verschiedene Beton-Becken geführt. Dort lagert sich dann der mitgeführte Sand ab, sodass jedes Becken klareres Wasser führt; also quasi ein natürlicher Filter. Nach dem dritten Becken wurde eine Pumpe, ein hydraulischer Widder installiert, wodurch das saubere Wasser 2,5 km weit in einen Tank im Dorf gepumpt wird. Wasser in jeden Haushalt zu leiten übersteigt aber bei weitem die Kosten. Das Wasser muss also weiterhin Kübelweise in die Häuser gebracht werden.

38.JPG

Gleich anschließend sehen wir uns das Übungsfeld einer Orangenplantage an. Insgesamt 420 Setzlinge wurden vor einem Jahr von Vorarlberg finanziert. Bis die Bäumchen geerntet werden können, müssen sie noch 3 Jahre gehegt und gepflegt werden. Pro Woche benötigt die junge Pflanze 2 Kübel Wasser. Man kann sich also ausrechnen, wie viel Aufwand es sein muss, die Felder zu warten. Die Obstbauern werden dann die Orangen, die nicht für den Eigenbedarf gebraucht werden verkaufen können und somit eine Einnahmequelle haben.

39.JPG

Wir fahren wieder nach Uwemba zurück und genießen ein leckeres Abendessen bei den Mönchen um dann halb tot ins kalte Bett zu fallen.

Ligunga

Zum Frühstück gibt’s also heute Streichwurst “German-Style” made in Tansania. Gestärkt fahren wir… wieder mal sehr früh… in den Bezirk Songea, nach Ligunga, kurz vor der Grenze Mozambiques.  Als wir um 18 Uhr dann endlich ankommen, erwartet uns ein unwahrscheinlich herzlicher Empfang; das ganze Dorf scheint zusammengekommen zu sein und umtanzt uns mitsamt dem Auto.

37.JPG

Hier wird mir das erste Mal in diesen Tagen ganz klar bewusst, wie viel Hoffnung diese Leute in uns “Mzungus” setzen.

Allgäuer-Kühe

Zurück in Iringa, laden mich Christine, Andrea und Kigodi wieder beim Round-about aus und ich hüpfe in den Jeep von Hannes, wo die anderen ebenso “Safari-dreckig” daherkommen. Die Fahrt geht nun für unzählige Stunden in den Süden, zunächst nach Uwemba, einer Missionsstation von Schweizern und Deutschen Mönchen. Eine Nacht im Land der Allgäuer-Kühe, der selbstgemachten Salami und der europäischen Butter steht uns bevor.

Von Löwen und Autos

Zunächst verblüfft, ärgerlich und fast schon schlechtgelaunt fahren wir 1,5 Stunden bis zum Einlasstor des Parks. Und da bewahrheitet sich auch schon unsere Befürchtungen: der Tank hat ein Leck, der Motor springt nur per Zufallsprinzip an und für Michael scheint es normal zu sein, dass die Fenster, die Motorhaube und sein Türgriff mit der Zange zu bedienen sind! Da Kigodi aber zum ersten Mal im Nationalpark seiner Heimat ist und wir uns die Urlaubstage nicht verderben lassen wollen, reißen wir uns also zusammen; immerhin scheint es für Kigodi ganz normal zu sein…

Später stellt sich heraus, dass die Safari mit geschlossenem Auto aber mindestens so witzig sein kann. Immerhin scheint sich Michael nicht um Lackkratzer zu scheren.

IMG_3258.JPGIMG_3263.JPGIMG_3279.JPG

Besonders spannend fanden wir es auch, als das Auto nicht angesprungen ist als wir z.B. vor 8 Löwen in unmittelbarer Nähe “geparkt” hatten oder als die Oberhäupter einer Elefantenherde ihre Kleinen beschützen wollten und die Ohren bereits aggressiv in unsere Richtung aufgestellt hatten.

Aber am wertvollsten war die Freude von Kigodi, der zunächst sehr ängstlich war und sich dann nur noch wahnsinnig über den Ausflug gefreut hat und plötzlich überraschenden Mut zeigte. Nur Anschieben wollte er nie gehen, wenn’s wieder mal brenzlig wurde…

IMG_3317.JPGIMG_3319.JPGIMG_3323.JPG

Aufbruch

Am Nachmittag starten Familie Rauch, Christine mit Mama Andrea und mir den vollgepackten Jeep und fahren nach Iringa – die nächstgelegene größere Stadt. Mit im Gepäck Fidelis und Kigodi. Rauchs nehmen Fidelis mit, wir behalten Kigodi und übernachten in einem Guest House. Am nächsten Morgen holt uns der Fahrer Michael mit seinem fraglichen Safari-Wagen ab, der uns diese zwei Tage durch den Ruaha-Nationalpark führen soll.

IMG_3255.JPG

Armut macht stumm

Am Vormittag besuchen wir ein Lehrer-Komitee einer anderen Schule, bedanken uns wieder mit einer kleinen Fußball-Spende für die getane Arbeit und besuchen die Waisenkinder in dieser Schule. Sie haben dank der Vorarlberger Hilfe eine Schuluniform und erscheinen regelmäßig im Unterricht. Wieder begegnen wir stiller Dankbarkeit und gesenkten Kinderköpfen. “Armut macht stumm” – ein wahres Sprichwort.

IMGA0292.JPG