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10 Armselige Geschichten

Heute hieß es durch schnaufen und einen klaren Kopf bewahren. In einem abgelegenen Buschdorf namens Ilasa, wo wir die bereits aufgenommenen Waisenkinder fotografiert und deren Daten (wann die Mutter gestorben ist, wann der Vater, wie viele Geschwister im gleichen Haushalt leben und wer sich um die Waisen kümmert) erfasst haben, habe ich spontan gefragt, ob wir nicht eines der Kinder nach Hause begleiten könnten.

Heute habe ich erfahren, dass afrikanische Gastfreundschaft kein Ende kennt – nur Scham über die eigene Situation. Der 14jährige Neto Kalinga hat sich gefreut, dass wir uns für ihn und seine Lebensumstände interessieren, nicht aber, was er uns als sein Zuhause zeigen konnte.

Neto Kalinga

Neto lebt mit seiner “irgendetwas über 70 Jahre” alten Großmutter und seinen 2 Geschwistern in einer auf den ersten Anschein verträumten Lehmhütte. Das Strohdach hat faustgroße Schäden.

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Was in warmen Sternennächten romantisch ist, wird in der Regenzeit zum täglichen Kampf. Denn die 4 Familienmitglieder schlafen auf dem Lehmboden rund um das Feuer verteilt und teilen sich 2 Decken, während es in die Hütte regnet. Seine Mutter starb 2004, sein Vater hat vor langer Zeit die Familie sitzen gelassen. Neto sagt, dass er Lehrer werden möchte, währenddessen die Bibi (Großmutter) an ihrer einzigen und verrissenen Bluse zerrt. Sie möchte so nicht auf’s Bild, die Scham ist groß.

Die Familie baut Mais und Bohnen an. Damit Bibi die Schulgelder finanzieren kann, muss sie allerdings so viel von ihrer Ernte verkaufen, dass sie wiederum von den Zuwendungen von Nachbarn und “anderen netten Menschen” abhängig sind um täglich satt zu werden! Währenddessen neugierige Kinderaugen durch die löchrigen Wände der Hütte hereingespäht haben, habe ich mir immer vorgestellt, wie eine +70jährige und 3 Teenager den Acker bestellen können! Christine und ich konnten nicht anders: Das Strohdach wird nun erneuert. Und als es heute Abend wieder vor meinem Fenster “aus Kübeln gegossen” hat, fiel mir Neto Kalinga und seine Bibi ein, die zumindest in absehbarer Zeit  trocken schlafen können.

Neto hatte Glück. Er ist seit unserem Besuch im Waisenprogramm aufgenommen und bekommt die Schulausbildung bezahlt. So muss sich Bibi um ein Kind weniger sorgen. 9 weitere Schüler sind jedoch  noch in der sog. Warteschleife.

Ihre Geschichten und ihre Lebenssituation unterscheiden sich nicht von Neto’s. Leider sind jedoch die finanziellen Mittel erschöpft. Vielleicht findet sich hier ein privater Sponsor? Mit EUR 100,- ist ein Schuljahr abgedeckt.

Hier in Kurzform Statements über die Lebenssituation der 9 bedürftigen Kids:

Laina Msisi

1995 geboren |  lebt mit ihrer Mutter und 1 Geschwister| ihr Vater starb 2003 | sie lebt in einer Lehmhütte mit Grasdach| sie schläft in einem Bett ohne Matratze im Wohnzimmer | möchte gerne Krankenschwester werden | sie bauen Mais und Bohnen an | sie halten Hennen, Schweine und Meerschweinchen*.

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Zefania Masonda

1997 geboren |  lebt mit seiner Mutter | sein Vater starb 2007 | er lebt in einer Lehmhütte mit Grasdach, wo der Regen durchsickert | sie schlafen im Wohnzimmer, weil das Haus nur einen Raum hat | möchte gerne Lehrer werden | sie bauen Mais und Bohnen an | sie halten Hennen und Meerschweinchen*.

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Denis Kisapi

lebt mit seiner Großmutter und 1 Geschwister| sein Vater starb 2004, seine Mutter starb als er noch sehr jung war | die Großmutter ist sehr alt und kann nicht mehr auf dem Feld  arbeiten | er lebt in einer Hütte aus Ziegeln mit Wellblechdach| sie schlafen in Betten ohne Matratzen | möchte gerne Doktor werden | sie bauen Mais und Bohnen an.

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Afisa Kavenuke

lebt mit seiner Mutter und 2 Geschwistern| sein Vater starb 2004 | er lebt in einer Lehmhütte mit Grasdach | sie schlafen in Betten ohne Matratzen | möchte gerne Lehrer werden | sie leben vom Verkauf von Mais und Bohnen um den täglichen Bedarf zu sichern | sie halten Hennen und Meerschweinchen*.

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Yuda Kalinga

lebt mit seiner Mutter und 5 Geschwistern| sein Vater starb als er noch sehr jung war | er wünscht sich in die secondary school zu gehen um Doktor zu werden | er lebt in einer Lehmhütte mit Grasdach, wo der Regen durchsickert und fast das ganze Haus nass ist | fast alle Familienmitglieder müssen auf dem Lehmboden bei der Feuerstelle schlafen und es sei sehr kalt | es fehlt an allem! | seine Mutter baut Mais und Bohnen an | sie haben Hennen und Meerschweinchen*.

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Tina Kabonge

1995 geboren | lebt mit ihrer Großmutter und 2 Geschwistern| ihre Mutter starb 2008, der Vater hat die Familie früh verlassen | die Großmutter ist +70 und sehr krank und kann daher nicht arbeiten | wünscht sich in die secondary school zu gehen um eine Krankenschwester zu werden | sie benötigt Unterstützung um eine Uniform, Kochöl, Kerosin (f. Petroleumlampen) und Schulbücher zu kaufen | sie leben vom Anbau von Mais und Bohnen und halten wenige Hennen und Meerschweinchen*.

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