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Wir sind das Komitee

3 Stunden sind wir mit dem Kassier und dem Schuldirektor Kigodi zusammen gesessen und haben über die bevorstehenden Material-Ausgaben für die Waisenkinder diskutiert. Alle 3 Monate werden 4 Schulen angefahren, wo die insgesamt 550 Waisenkinder eine Unterstützung in Form von Seife, Schuhe, Schulmaterial, Koch- und Petroleumöl  erhalten. Auch das Schulgeld kann durch die Spendengelder via Eine-Welt-Gruppe bezahlt werden.

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Besuch der 14 Waisenkinder in einer der 19 Schulen

Die 14 SchülerInnen werden einzeln fotografiert und es wird genau dokumentiert bei wem sie leben, wie ihre Familienverhältnisse sind.  Wir besuchen das Zuhause von 4 der Kinder. Dabei stoßen wir auf verheerende Verhältnisse:  In einem der Häuser – obwohl groß gebaut, weil der Vater damals Soldat war und genügend Geld nach Hause brachte – zeigt das Mädchen stolz, dass sie auf Matratzen schlafen (können). Beim zweiten Mal hinsehen, entdecke ich jedoch “Mäusegagel”. Plötzlich flitzt ein “Etwas” quer durchs Zimmer. Da ist’s gewiss: keine “Mäuse- sondern Rattengagel”.

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Die Waisen bekommen durch das Projekt Seife, Petroleum für die Lampen, Schulunterlagen, Schulbekleidung und das Schulgeld gestellt.

Herma und Ida haben beide von Zuhause aus eine Zusage für eine Unterstützung in Form einer Patenschaft von je einem der Waisenkinder. Für diese beiden ist nun auch eine Schulbildung möglich. Vom Projekt konnten ursprünglich nur 11 Kinder unterstützt werden. Aber es gab insgesamt 14 dringende “Fälle”; wer kann da entscheiden, wer Unterstützung notwendiger hat… Auch das Komitee war sich hier nicht schlüssig. Schließlich hat auch Brigitta für ein Kind privat beigesteuert.

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Im Anschluss besuchen wir Ludilo – ein Ort der nur aus Kindern zu bestehen scheint! Hier hat Emil Nachbauer zugesagt, den Bau eines Kindergartens zu finanzieren. Wo jetzt noch Steine liegen, wird binnen der nächsten Tage angefangen werden, das Fundament in der bergigen Region zu legen. Die Baumeister und die Kinderbetreuung werden von der örtlichen Bevölkerung übernommen. Ich freu mich jedenfalls schon auf den 2,5 Stunden-Marsch um nächste Woche mal nachzusehen, ob schon angefangen wurde. Denn das “morgen” ist hier überaus dehnbar.

In Mdabulo angekommen setzen sich Hannes, Gertrud, Brigitta und Father Duma noch bis 01:00 h morgens zusammen um alle Belege abzurechnen. Das Projektteam ist sehr zufrieden: Father Duma hat genau Buch geführt und die Belege stimmen mit den Ausgaben überein. Wichtige Punkte dabei sind die Kosten für die Waisen, die ja mit Seife, Petroleum und die notwendigen Schulmaterialien versorgt werden. So ist zumindest das Notwendigste abgedeckt.

In der Ecke brutzelt ein kleines Feuer

Kurz vor dem Abendessen statten wir Mr. Kigodi einen Besuch ab. Kigodi ist der Schuldirektor und Mitglied des Komitees, welches sich um die Belange der Dorfbewohner kümmert. Er weiß genau, welches Kind in die Schule geht, wer es sich nicht leisten kann eine Schuluniform zu kaufen oder wer zu schwach ist in die Schule zu gehen. Wir erfahren von einem aktuellen Fall: Der Vater ist gestorben, die Mutter ist zu schwach, um lange arbeiten zu können, um die Kinder zu versorgen; sie hat Aids und wird nicht mehr lange leben. Die 4 Kinder sind auf sich alleine gestellt; die größeren waschen und versorgen die Kleineren. Das wenige Essen das sie haben, bekommen sie von Nachbarn. Wir beschließen, uns selbst ein Bild davon zu machen:

Müde sitzt die 4fache Mutter vor ihrer 3×3 m großen Hütte. Als sie uns sieht, rafft sie ihre einzige Kitenge (ein 4×1 m großes dünnes Baumwolltuch) zusammen, um ihren Körper und die zerlumpten Fetzen darunter zu verbergen. Unsicher bittet sie uns in die dunkle und beißend nach Rauch riechende Hütte. Dort können wir ein wenig erahnen, wie sich das Leben der 5-köpfigen Familie abspielt: Die Mutter schläft getrennt von den Kindern – ihre Decke ist die Kitenge. In der Ecke brutzelt ein kleines Feuer, nicht hell genug das Innere der Hütte zu erkennen. Dort wird gekocht und wie uns die älteste der Kinder, die 13jährige Tochter demonstriert auch aufgewärmt. Später werden sich dann die Geschwister dazu gesellen um dort zu schlafen. Matten oder eine Matratze besitzt die Familie nicht. Klein zusammengekauert sitzen wir 4 also mit der Mutter und dem 8-jährigen Mädchen auf Holzbrettern. Kigodi erklärt uns, dass das 8-jährige Mädchen den Stein ins Rollen gebracht hat, weil sie nicht zur Schule gekommen ist. Daraufhin hat Kigodi sie besucht und die Situation erkannt: Die Familie hatte nicht genug Geld um Schulmaterial, eine Schuluniform und das Schulgeld zu bezahlen. Außerdem war die Familie auf die Mithilfe des jungen Mädchens angewiesen. So holen die Kinder Wasser aus dem nächst gelegenen Brunnen, suchen und tragen Brennholz herbei und sorgen im Haus für Ordnung.

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Wir merken bald, dass das Dach der Hütte nicht dicht ist. Nicht sehr praktisch, wenn man bedenkt, dass die Regenzeit 6 Monate dauert und die Familie direkt auf dem Boden schläft. Brigitta fragt genauer nach: Wie oft essen die Kinder? Was? Wann haben sie das letzte Mal gegessen? Was wünschen sich die Kinder? Die Antwort fällt einstimmig aus, wenn auch schüchtern und ganz leise ausgesprochen, denn über Armut spricht man nicht: “Ugali.” Der weiße Maisbrei, der zwar nicht sehr nahrhaft ist aber wenigstens den Magen füllt. Wir beschließen am nächsten Tag eine dicke Decke zu kaufen und eine weitere Kitenge für die Mama. Hannes finanziert die Renovierung des Stroh-Daches aus eigener Tasche; 35 Euro für ein trockenes Heim in den nächsten 7 Jahren.