Kinderleicht ackern

Nachdem ich nun das ganze Rohmaterial der vergangenen “Filmwochen” gesichtet habe, entscheiden wir uns für eine handfestere Arbeit und gehen mit Kübel, Hacken und Kartoffelsetzlingen ins Gemüsefeld. Bis in die sonnige Spät-Mittagszeit stehen wir also im Feld und graben um, entwerfen ein Feld, setzen ein, mischen frische Komposterde und gesammelten Kuhmist *leckerschmecker-der weiche ist am besten!* unter und lassen uns vom 10jährigen McDonadi beraten, wie Kartoffelanpflanzen richtig gemacht werde! Es ist schon witzig: Sogar Kinder wissen genau wie was anzupflanzen ist! Der kleine Mann hat sofort zur Hacke gegriffen und uns tatkräftig mit Fachwissen *gg* unterstützt! Danach pflanzen wir vor der Küchentüre einen Kräutergarten mit 7 verschiedenen Kräutern an; sogar mit Hunde/Katzen oder Hühnerstopp!

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Einfach nur klein oder Mangelernährung?

Dieser kleine Mann ist mir besonders ins Auge gestochen; er war für sein geschätztes Alter sehr zielstrebig unterwegs, schlecht gekleidet (wir hatten zur selben Zeit Jacken, Socken und 2 Pullis an) und stand nur so vor Dreck. Father Duma stellte den Kleinen zur Rede: er sei 6 Jahre alt, es gehe ihm aber gut.

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Alltag in Mdabulo

Dass ich mich für ein Projekt in einem hochgelegenen Ort entschieden habe war übrigens im Nachhinein sehr weise: Z.B. kann ich die Wäsche einfach draußen trocknen lassen und muss mir keine Gedanken machen, welche Fliege, welche Eier in meine ach so feinen H&M-Sachen gelegt hat… die dann übrigens beim Tragen besagter Kleidung in die Haut krabbeln. Mmmh.

Da staunt man zunächst nicht schlecht, wenn man einen Wettex sucht und einen Haufen kleiner Stoffreste aus der Schneiderei in die Hand gedrückt bekommt. Cif? Nix da. Wasser ist zum Waschen da… Aber ich muss zugeben, es funktioniert.

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Kühlfrost? Fisch und Käse offen und beieinander? Alles kein Problem, wie man sieht. Eigentlich hatte ich nach unschuldigen Erbschen gesucht und dann unseren “Vorrat” entdeckt.

Beim Kochen habe ich schon meine ersten Blasen abbekommen. Nein, nicht wegen etwaigen Verbrennungen, sondern weil einfach  a l l e s  mit dem Messer (!!) geschält werden muss – für 12 Leute. Für meine Gemüse-Suppe also war ich einige Stunden beschäftigt, alle Kartoffeln, Karotten, Erbsen (mussten ausgelöst werden) und Tomaten von Hand zu schälen und dann klein zu schneiden. Dann noch ein paar Zwiebeln gehackt und einen halben Krautkopf kleingeschnitten. Fertig war das neue Gericht. Letizia hat meine Kocherei lachend verfolgt. Vielleicht gibt’s ja jetzt öfters mal ne Suppe?

Auf den Lehmpfaden sieht man hauptsächlich Kinder, wenige Frauen, wenige Männer, einige alte Menschen. Der Grund dafür ist klar: Aids. Die jungen Kinder haben meist ein jüngeres Geschwister auf dem Rücken.Und das Schönste daran – kein Gejammere!

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Interessant ist, dass man die Menschen hauptsächlich an ihrer Kleidung erkennt – da sie meist nur eine Garnitur besitzen, ist dies gerade am Anfang hilfreich.

Leider kann ich nicht kreuz und quer durch die Gegend marschieren, wie ich vorhatte. Aus allen Ecken ertönt ein aufgeregtes “Mzungu”. Das macht die ersten 5 Minuten noch halbwegs Spaß aber dann würde man das gerne ausblenden, so man könnte.

Anna, die Nählehrerin, konnte ich bislang auch noch nicht zu einem längeren Spaziergang überreden. Die 2 x 30 Minuten ist sie nur mir zuliebe mitgelaufen; dass ich Spaßhalber und ohne Wasser oder Brennholz zu holen herumlaufe, war ihr sehr fremd.

Aids sieht man nicht

Wie weiß man, wem man die Hand geben darf, soll, kann – und wem nicht… aus Angst sich eventuell am HIV-Virus anzustecken. Man weiß es nicht. Warum sollen Kinder mit Ablehnung bestraft werden, weil sie von Geburt an an dieser Immunschwäche leiden. Haben nicht gerade sie ein Recht auf Zuwendung und Aufmerksamkeit; v.a. wenn man bedenkt, dass sie oft keine Eltern mehr haben und bei Verwandten aufgenommen wurden.

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Ökonomisch gesehen müsste in den Aufzeichnungen der zu unterstützenden Waisenkinder auch das Krankheitsbild hinterlegt werden. Aber wer sind wir, darüber zu urteilen, wem Schulbildung zusteht, wem nicht. Überdies erhalten alle Infizierten vom Staat die “Wunderpillen”, die ein Leben mit Aids/HIV ermöglichen. Leider wird die Krankheit oft nicht erkannt, von den Menschen fehldiagnostiziert. Sie denken, ihre Schwäche, das Unwohlsein rühre von einer Malaria und gehe wieder vorüber. In den Schulen – ja sogar in der Messe – wird Aufklärung betrieben. An den Straßen stehen Aufklärungsschilder. Man kommt nicht an diesem Thema vorbei.

Die Freude der Kinder, deren Motivation zur Gemeinschaft dazuzugehören lassen keinen Zweifel aufkommen: Ein “Aussortieren” wäre unmenschlich und kaltherzig und es wäre falsch gerade bei den Ärmsten und Schwächsten zu sparen.

Habt ihr ‘ne Idee?

Unsere Teller sind jeden Tag voll. Wir können auch ein zweites Mal nachschöpfen. Der Haken an der Sache: immer das gleiche. Zur Auswahl stehen dann Bohneneintopf, Spinat, Reis und Ugali (Maisbrei). Manchmal gibt es auch einen Tomatensalat. Die fleischige Ecke ist auch nicht sehr abwechslungsreich – Kutteln oder Hühnchenstücke. Wenn also jemand von Euch ein paar Gerichtetipps hätte, wär das super! Bitte beachten, dass es z.B. keine Lasagne-Blätter zu kaufen gibt, Käse nur bedingt.

Schruns gleich um die Ecke

Eine total lustige Begegnung hatte ich in der Kirche: Plötzlich sprang mir ein nur allzu bekannter Schriftzug ins Auge: die Jacken der Hoch-Joch Bahnen Schruns hatten es bis nach Tansania geschafft!

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Generell sei an diese Stelle gesagt, dass es ja ein Unding ist, Bekleidung mitzubringen und diese dann vor Ort zu verteilen. Das wiederum schwächt ja die Wirtschaft in besagtem Lande. Aber gerade bei den Ärmsten der Armen, die sich ohnehin keine Kleidung leisten könnten und trotzdem frieren, macht es schon Sinn, das erlaubte Gepäcksvolumen von 30 kg voll auszuschöpfen und in jeden freien Winkel noch ein unliebes Kleidungsstück zu stopfen. Das hat sich auch Brigitta gedacht, als sie mit über 50 kg daherkam, inklusive einer Nähmaschine ;o) Nach einem rechten Tohuwabohu konnten wir alles Gepäck auf die insgesamt 8 Personen aufteilen – die beiden Flughafenangestellte waren höchstwahrscheinlich froh, uns dann endlich los zu sein…

Hier tickt die Uhr anders

Jetzt ist’s schriftlich: In Afrika hat die Zeit eine andere Bedeutung. In Tansania wird mit der “Kisuaheli-Zeit” gerechnet. Der Tag fängt mit dem Sonnenaufgang um 06:00 h an. Die Kisuaheli-Stunde 1 ist daher nach MEZ 07:00 h. Als ich mich nämlich letztens mit Anna zu einem Spaziergang verabredet hatte, haben wir “saa-kumi-na-moja” (11 Uhr) ausgemacht. Getroffen haben wir uns schließlich um 17 h.

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Kleines Rechenbeispiel

1 Schokolade = 5.000 Schilling
1 Packung Pringles = 3.500 Schilling
1 Kitenge = 3.000 – 6.000 Schilling
1 Bier = 1.200 Schilling
1 Flasche Wasser = Schilling

Das Gehalt unserer Kindergärtnerin beträgt pro Monat 15.000 Schilling.

Von wegen Kinderkram

Am Montag habe ich Christine dann in den Kindergarten, der wie eine Vorschule geführt wird, begleitet. Beim Zählen mit den Kids war’s nicht ganz klar, wer wem trauen soll, wenn es auf Kisuahli von 1 bis 10 ging. Da standen die Meinungen ganz klar “Montafoner gegen Montafoner” ;o)

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Viele der Kinder sind Vollwaisen, die Großeltern und Geschwister können oft nicht genügend Essen für die ganze Familie aufbringen. Im Kindergarten bekommen die Kleinen ein Mittagessen, bestehend aus Grießbrei – täglich. Christine versucht den Kindern zum einen ein wenig Abwechslung zu bieten und zum anderen vitaminreicheres Essen  zuzubereiten. Also hat sie sich gemeinsam mit der vom Projekt finanzierten Kindergärtnerin einen Platz mit guter Erde und Wasser in der Nähe ausgesucht. Die Fläche musste zuerst in Trassen unterteilt werden, weil die Gegend so steil ist und die Bodenerosion vor den jungen Pflanzen nicht Halt macht. Nach 2 Tagen Ackerarbeit, Graben und Blasen an den Händen konnten dann endlich die Samen und Pflanzen für einen Gemüsegarten gesetzt werden. Nach 3 Monaten gab es die erste Gemüsesuppe =o)